Dass ich daheime wär

12. Oktober 2025

17:00 Uhr

St. Jacobi

Lübeck

Leitung: Matthias Janz
Francisca Haidu, Violine
Julia Krikkay, Violine
Giovanni Battista Graziadio, Fagott
Charlotte Schwenke, Viola da Gamba
Heinke Schulz, Orgel


In unserem neuen Programm „dass ich daheime wäre” besingen wir heimatliche Beziehung der Sänger:innen und Musiker:innen zu Norddeutschland, dem norddeutschen Barock und den Backsteinkirchen mit ihren Kupferdächern. Die Stadt Lübeck steht dabei uns als Inspiration der vertretenen Komponisten, deren Schaffen wir an ihren Ursprungsort zurückverfolgen.

So wirkten sowohl Franz Tunder von 1641 bis 1667 als auch sein Nachfolger Dietrich Buxtehude von 1668 bis 1707 als Organisten der St. Marien Kirche in Lübeck. Letzterer übte vor allem nicht nur durch sein eigenes musikalisches Schaffen, sondern auch durch die Vermittlung seiner Kunst an verschiedene Schüler einen erheblichen Einfluss auf die Musiklandschaft Schleswig-Holsteins in der Zeit nach dem 30-jährigen Krieg (1618-1648) aus. Einer seiner Schüler war Nicolaus Bruhns, dessen Motte „Die Zeit meines Abschieds ist vorhanden“ erklingen wird. Sogar Johann Sebastian Bach besuchte Buxtehude im Jahre 1705 in Lübeck um von ihm zu lernen. Über seinen Besuch bei Buxtehude schrieb Bach:

„Mich bewog ein besonders starker Trieb, den ich hatte, so viel von guten Organisten, als mir möglich war, zu hören, dass ich, und zwar zu Fuße, eine Reise nach Lübek antrat, um den dasigen berühmten Organisten an der Marienkirche Diedrich Buxtehuden, zu behorchen. Ich hielt mich daselbst nicht ohne Nutzen, fast ein vierteljahr auf, und kehrete alsdenn wieder nach Arnstadt zurück.“

(Quelle: https://www.st-marien-luebeck.de/musik/dieterich-buxtehude)

Bereits 1701 besuchte Bach schon den Komponisten Johann Adam Reinken in Hamburg um sich im Orgelspiel bei ihm ausbilden zu lassen. Die auch heute erklingende Orgelimprovisation „An den Wasserflüssen Babylons“ beeindruckte Bach zutiefst. Nach seinem Tod wurde Reinken nicht in Hamburg, sondern der Lübecker Katharinenkirche begraben. Hier hatte sich Reinken von der Familie seines Schwiegersohns bereits 1702 eine Grabstätte gekauft.

In der Neuzeit trug hingegen Hugo Distler als Organist der St.-Jakobi-Kirche von 1931 bis 1933 zum musikalischen Erbe Lübecks bei. Inspiriert durch Axel Werner Kühl, Pastor an St. Jakobi und engagierter Streiter für die Anliegen der Liturgischen Bewegung, komponierte Distler 1931/32 hier seinen Jahrkreis op. 5, eine Sammlung von 52 kleinen geistlichen Chormusiken. Im Herbst 1931 vollendete er seine Deutsche Choralmesse. 1932 folgten seine Choralpassion op. 7, seine Kleine Adventsmusik op. 4 und seine Orgelpartita „Nun komm, der Heiden Heiland op. 8,1“. In Lübeck entstand außerdem der größte Teil seiner Geistlichen Chormusik op. 12.

Die Werkauswahl spiegelt dabei die Kernaussage des Programms eindrücklich wider: In Zeiten

voller politischer Unruhen und Ungewissheiten besteht stärker denn je der Wunsch nach

Geborgenheit und Zugehörigkeit, wie er sich auch in dem zentralen Stück des Programms “Ich wollt’, daß ich daheime wär” von Hugo Distler wiederfinden lässt. Die ätherischen Klänge dieses Stückes mit seinen fesselnden Steigerungen und harmonischen Klangballungen wollen wir dabei in den Räumen von St. Marien, Flensburg und vor allem von St. Jakobi, Lübeck als ehemalige Wirkungsstätte Hugo Distlers in ihrer vollen Wirkung erstrahlen lassen. Motive von Ungewissheit und dem Bedürfnis nach Erlösung finden sich unter anderem auch in den Stücken “In der Welt habt ihr Angst” von Hugo Distler oder “Nach dir, Herr, verlanget mich” von Johann Sebastian Bach, die allesamt durch ihre himmlischen Motive und ihr melancholisches Gedankengut das Publikum berühren und zum Nachdenken anregen soll.

Mit unserem Programm wollen wir die Allgegenwärtigkeit dieser Themen und die anhaltende Aktualität der Stücke auch in der jetzigen Zeit verdeutlichen.

Dieterich Buxtehude (1637-1707)
KantateBefiehl dem Engel, dass er komm“ (BuxWV 10)

Hugo Distler (1908-1942)
Motette „In der Welt habt ihr Angst“ (Geistliche Chormusik, op. 12)

Franz Tunder (1614-1667)
Motette „Dominus illuminatio mea“

Johann Adam Reincken (1643-1722)
Sonate Nr. 6 für zwei Geigen, Gambe, Generalbass (Hortus Musicus)

Nikolaus Bruhns (1665-1697)
Motette „Die Zeit meines Abschieds ist vorhanden“

Hugo Distler (1908-1942)
Motette „Ich wollt‘, dass ich daheime wär“ (Geistliche Chormusik, op. 12)

Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Kantate „Nach dir, Herr, verlanget mich“ (BWV 150)

Adresse:
St. Jacobi
Jakobikirchhof 1
23552 Lübeck

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